Salzwedel. Hepatitis ist eine oft unerkannte, aber gefährliche Lebererkrankung, die weltweit Millionen betrifft. Zum Welthepatitistag am 28. Juli rückt das Altmark-Klinikum Salzwedel das Thema in den Fokus. Im Interview erklärt Priv.-Doz. Dr. med. Helmut Jablonowski, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Gastroenterologie, warum Aufklärung wichtig ist, was jeder zur Lebergesundheit beitragen kann und wann ein Arztbesuch ratsam ist.
Warum ist Hepatitis auch heute noch ein Thema, das uns alle betrifft?
Dr. Jablonowski: „Hepatitis verläuft häufig über Jahre oder Jahrzehnte still, das ist das Gefährliche. Viele Infizierte wissen gar nicht, dass sie betroffen sind. Weltweit leben laut WHO rund 300 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis B oder C, oft ohne Diagnose. Auch in Deutschland sind schätzungsweise über 500.000 Menschen betroffen. Ohne rechtzeitige Behandlung kann die Erkrankung zu einer Leberzirrhose oder sogar Leberkrebs führen. Deshalb ist Aufklärung wichtig und der Welthepatitistag erinnert uns jedes Jahr daran, genauer hinzuschauen.“
Was kann man selbst tun, um die Leber gesund zu halten?
Dr. Jablonowski: „Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ. Sie entgiftet, speichert Nährstoffe und reguliert den Stoffwechsel. Aber sie ist auch empfindlich gegenüber schädlichen Einflüssen, besonders gegenüber Alkohol. Deshalb mein klarer Rat: Wenn überhaupt, dann nur sehr selten Alkohol trinken; idealerweise nicht mehr als ein bis zwei Gläser Bier oder Wein pro Woche. Und noch wichtiger: Regelmäßige Pausen einlegen. Mal vier Wochen komplett alkoholfrei leben. Das ist nicht nur für die Leber eine echte Erholung, sondern auch eine gute Selbstkontrolle. Früher hatte die Fastenzeit eine klare gesundheitliche Funktion, und das gilt auch heute noch für unseren Körper. Wir haben es durch unsere Lebensweise verloren. Wer das einmal im Jahr macht, tut seiner Leber wirklich etwas Gutes. Dazu kommen: eine ausgewogene Ernährung, Bewegung, gesunder Schlaf und bei Risikogruppen auch die Impfung gegen Hepatitis A und B.“
Wann sollte man sich untersuchen lassen? Wohin kann man sich wenden?
Dr. Jablonowski: „Die Leber leidet oft im Verborgenen, denn sie verursacht in der Regel keine Schmerzen. Gerade deshalb wird die Gefahr häufig unterschätzt. Mein Rat lautet daher: Liegen Risikofaktoren vor, sollte man unbedingt die Leberwerte überprüfen lassen. Das gilt etwa bei Übergewicht, bei familiärer Vorbelastung oder bei bestimmten Infektionsrisiken. Eine erste Kontrolle kann ganz unkompliziert über die Hausärztin oder den Hausarzt erfolgen. Bei auffälligen Befunden oder konkreten Beschwerden übernehmen wir als Klinik mit einer Einweisung gern die weitere stationäre Diagnostik und Behandlung. Unser Appell: Lieber einmal zu viel fragen als zu spät reagieren. Denn die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie steigen deutlich, wenn die Erkrankung früh erkannt wird.“
Kurz informiert: Der Welthepatitistag wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen und steht 2025 unter dem Motto: „Hepatitis kann nicht warten“. Ziel ist es, weltweit auf die Gefahren viraler Leberentzündungen aufmerksam zu machen, um mehr Menschen zu einem frühzeitigen Check-Up zu bewegen.
