Was passiert in der Röhre?

Ein Gespräch mit dem Chefarzt der Radiologie im Altmark-Klinikum Gardelegen, Dr. Michael Bäse

Gardelegen. „Ich muss in die Röhre“, ist für viele Menschen eine umgangssprachliche Aussage, wenn es ein gesundheitliches Problem gibt, was mit der „Röhre“ erklärt werden soll. Was mit der Röhre eigentlich gemeint ist, klären wir in einem Gespräch mit Dr. Michael Bäse, Chefarzt der Klinik für Radiologie im Krankenhaus Gardelegen.

Was hat es mit dem Begriff Röhre eigentlich auf sich? 
Vor 26 Jahren, als ich meine Tätigkeit in Gardelegen begonnen habe, gab es tatsächlich nur eine Röhre, da wurde hier der erste Computertomograph (CT) aufgestellt. Mittlerweile arbeiten wir schon mit der dritten Generation und vieles hat sich verändert. Aus der Röhre ist ein weiter kurzer Ring geworden und die Untersuchungen dauern nur noch wenige Minuten.
1998 folgte der erste Magnetresonanztomograph (MRT). Bei dem konnte man eher von einer Röhre sprechen. Das heute in Gardelegen zur Verfügung stehende Gerät hat allerdings auch einen relativ kurzen Tunnel mit der gleichen Weite wie das CT, sodass der Begriff Röhre eigentlich nicht mehr angebracht ist - er sich umgangssprachlich aber etabliert hat.

Was ist der Unterschied zwischen CT und MRT? Und was sind deren Vor- oder Nachteile?
Beide Methoden erzeugen Schnittbilder des Körpers mit auch räumlicher 3D-Darstellung. Im Grunde können so alle Organe vom Kopf bis zu den Füßen abgebildet werden. Mit den heutigen Geräten geschieht das in sehr hoher Auflösung und in sehr guter Bildqualität.
Der Computertomograph arbeitet dabei mit Röntgenstrahlen, wie wir sie auch vom normalen Röntgen kennen. Nachteilig ist, dass es zu einer entsprechenden Strahlenbelastung führt.
Allerdings ist die Untersuchung sehr schnell und die Detaildarstellung exzellent. Insofern wird die Computertomographie genutzt, wenn große Bereiche, also beispielsweise Lunge und Bauch oder größere Skelettbereiche in kurzer Zeit dargestellt werden sollen. Auch in der Notfalldiagnostik, etwa bei Schlaganfällen oder akuten Gefäßproblemen oder Unfällen mit Verletzungen,  ist der CT unverzichtbar. Um Gefäße darstellen zu können und Gewebe besser zu differenzieren, wird als Kontrastmittel eine jodhaltige Substanz verwendet. Bei geplanten Untersuchungen benötigt der Arzt deshalb vorher einige Laborwerte, um Nebenwirkungen möglichst auszuschließen.

Und wie arbeitet der Magnetresonanztomograph? 
Der arbeitet mit einem Magnetfeld und zusätzlichen Radiowellen. Insofern gibt es keinerlei Strahlenbelastung. Das Prinzip beruht im Wesentlichen auf einer speziellen Messung von Wasserstoffprotonen.  Die Untersuchung dauert etwa zehn bis 20 Minuten. Auch im MRT sind große Abschnitte abbildbar, zum Beispiel in einem Untersuchungsgang der gesamte Bauch oder die gesamte Wirbelsäule. Viel genutzt wird das MRT für orthopädische Fragestellungen, da durch verschiedene Kontraste die einzelnen Gewebe, etwa bei Gelenken und der Wirbelsäule, deutlich besser zu differenzieren sind als in der Computertomographie. Dies gilt auch bei Tumoren oder Entzündungen in allen Regionen. Bei entsprechenden Fragestellungen kommt ein Kontrastmittel zum Einsatz, was sehr gut verträglich ist und oft die entscheidenden Informationen liefert.

Wenn es keine Strahlenbelastung gibt, wo liegt dann der Nachteil des MRT?
Neben der längeren Untersuchungszeit ist als Nachteil die Lautstärke durch klopfende Geräusche  zu nennen. Patienten mit Herzschrittmachern dürfen in der Regel nicht in den MRT, künstliche Gelenke dagegen sind kein Problem.

Wer entscheidet, welche Methode eingesetzt wird? 
Die Ärzte in Absprache mit dem Patienten. Beide Verfahren haben ihre Daseinsberechtigung und sind heute in der Diagnostik nicht mehr wegzudenken.
Letztendlich sind die ,Röhren‘ ein Segen in der Medizin, um die folgende Therapie in die richtigen Bahnen zu lenken. Kein Patient braucht Angst vor der Untersuchung zu haben.

Wie viele Untersuchungen werden hier durchgeführt und wie lange dauern die jeweils? 
Wir haben ungefähr 4000 CT-Untersuchungen im Jahr und 7000 MRT-Untersuchungen. In der Computertomographie benötigen wir jeweilsnur wenige Minuten. Ein normales Kopf-CT dauert sogar unter einer Minute. Ein MRT vom Kopf dauert ungefähr zehn Minuten, eine Gelenksuntersuchung etwa 15 und eine ganze Wirbelsäulenuntersuchung zirka eine halbe Stunde.

Welche Untersuchungen sind denn die häufigsten, gibt es Schwerpunkte, die sich herauskristallisieren? 
Nein, die gibt es nicht. Wir sind ein Versorgungskrankenhaus und führen alle Untersuchungen nach Bedarf durch. Im MRT werden, wie bereits gesagt, sehr viele orthopädische Fragenstellungen geklärt.

Dauert es lange, bis man einen Termin bekommt? 
Das ist unterschiedlich. Einen Termin für den CT bekommt man von einem auf den anderen Tag, beim MRT dauert es zwei bis drei Wochen. Wobei die stationären Untersuchungen meistens am Anforderungstag durchgeführt werden.

Wie hoch sind die Anteile ambulanter und stationärer Patienten?
Was das MRT betrifft, sind zwei Drittel der Patienten ambulant, werden also per Überweisung von ihren Haus- oder Fachärzten geschickt. Ein Drittel ist stationär. Bei CT-Untersuchungen ist es Hälfte-Hälfte.

Und die Befunde gibt es gleich tagesaktuell mit? 
In der Regel nicht, allerdings bekommt der Patient bei Bedarf die Aufnahmen auf CD mit. Die Befunde werden danach oder am nächsten Tag erstellt. Dafür braucht man Zeit, muss manchmal die Bilder erneut ansehen und darüber nachdenken. Und die Sekretärin muss die Befunde natürlich schreiben, die dann an den überweisenden Arzt geschickt werden.

Wie oft treten bei Untersuchungen Zufallsbefunde auf?
Man findet häufig viele kleine Nebenbefunde. Aber die sind oft nicht krankheitsrelevant. Es gibt auch vereinzelt Fälle, in denen man schlimme Sachen findet. Man untersucht zum Beispiel eine Lendenwirbelsäule und sieht dabei auch die Nieren und erkennt einen Nierentumor. Sowas passiert natürlich.

Dann hat der Patient Glück, dass es erkannt wurde.
Das ist Zufall, Schicksal, wie das ganze Leben eben auch teilweise Schicksal ist. Und manchmal braucht man auch Glück.

Ist die Radiologie eigentlich immer besetzt? 
Ja, immer, an 24 Stunden am Tag an sieben Tagen die Woche. Für ambulante Patienten tagsüber von montags bis freitags. Nachts und an den Wochenenden sind wir für Notfälle einsatzbereit.

Dann brauchen Sie viele Mitarbeiter, um das zu gewährleisten. 
Ja, was das betrifft, sind wir zurzeit recht gut aufgestellt. Wir sind vier Ärztinnen und Ärzte, wobei eine Kollegin noch im Erziehungsurlaub ist. Dann haben wir elf Medizinisch-Technische Röntgenassistentinnen und -assistenten, also die MTRA, zwei Sekretärinnen und zwei Anmeldekräfte. Alle sind aber nicht immer zeitgleich da, sondern arbeiten versetzt, zum Teil verkürzt, sind im Frei, haben Urlaub und sind auch mal krank.

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