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Risiken und Sofortmaßnahmen bei Vergiftungen mit Chemikalien im Haushalt

Salzwedel. Putzmittel und Haushaltschemikalien stellen eine erhebliche Gefahr für kleine Kinder dar, da sie dazu neigen, alles in den Mund zu nehmen und auszuprobieren. Dies wird durch den Aktionstag "Vergiftungsschutz für Kinder im Haushalt" am 20. März hervorgehoben. Insbesondere Entkalkungsmittel, Rohr- und WC-Reiniger, Fleckenentferner sowie Waschmittel-Pods sind äußerst gefährlich, weil bereits geringe Mengen schwere Vergiftungen oder Verätzungen verursachen können.

Des Weiteren sollten Kosmetikprodukte nicht in die Hände von Kindern gelangen. Das Probieren von Haarwaschmitteln oder Badezusätzen kann aufgrund der Schaumbildung zu Atemproblemen führen.

Medikamente, insbesondere wenn sie farbenfroh wie Bonbons aussehen, üben eine besondere Anziehungskraft auf Kinder aus. Eltern sollten daher ihre Medikamente, selbst wenn sie diese täglich einnehmen müssen, stets sicher vor dem Zugriff von Kindern aufbewahren.

Im Altmark-Klinikum Salzwedel behandelten die Ärztinnen und Ärzte im vergangenen Jahr 51 Kinder und Jugendliche mit Vergiftungserscheinungen unterschiedlicher Art und Form. In diesem Jahr stellten sich bislang 8 Kinder und Jugendliche mit Symptomen in der Notaufnahme vor.  Sollten Eltern eine Vergiftung feststellen, können sie sich sofort beim Giftnotruf in Erfurt telefonisch unter 0361 730730 erkundigen. Unter dieser Rufnummer erhalten dann die Eltern erste Ratschläge und was als nächstes zu tun ist.

Diese Notrufnummer ist nicht nur für Erziehungsberechtigte wichtig. „Auch wir Kinderfachärzte nutzen diese Möglichkeit, um uns zu informieren und dann die bestmögliche Therapie anzuwenden“, erklärt Dipl.-Med. Gabriele Telser, Chefärztin der Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin.

Die Symptome einer Vergiftung können je nach Art und Menge der Substanz, die eine Person eingenommen hat, variieren. Allgemeine Anzeichen einer Vergiftung können vielfältig sein: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Krämpfe, Durchfall, Schwindel und Benommenheit, Kopfschmerzen, Verwirrung oder Desorientierung, Atembeschwerden oder Atemnot, Hautausschlag oder Hautreizungen, unregelmäßiger Herzschlag oder Herzrasen,

Bewusstlosigkeit oder Koma.

„Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome je nach der Art und Menge der eingenommenen Substanz variieren können. Daher ist es ratsam, im Falle einer Vergiftung umgehend medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen“, rät die Chefärztin.

Leere Getränkebehälter wie z.B. Flaschen werden häufig zweckentfremdet, um Haushaltschemikalien wie flüssigen Blumendünger oder Spül- und Waschmittel aufzubewahren. Dipl.-Med. Gabriele Telser warnt: "Die Gefahr einer Verwechslung ist sehr hoch." Laut dem Gemeinsamen Giftinformationszentrum (GiZ) machen Vergiftungen mit Laugen und Säuren etwa 2 Prozent aller Vergiftungsunfälle aus. "Es dauert nur wenige Sekunden, bis die Speiseröhre und die Magenschleimhaut verätzt sind." In solchen Fällen empfiehlt sie, parallel zum Notruf sauberes, stilles, handwarmes Wasser schluckweise zu Trinken zu geben, um die Wirkung der Flüssigkeit zu verdünnen. Es sollte auf keinen Fall Erbrechen ausgelöst werden, da dies weitere Verletzungen verursachen könnte, erklärt die Chefärztin.

Wenn ein Kind mit ätzenden Flüssigkeiten in Kontakt gekommen ist, sollte man ähnlich vorgehen: "Kleidung sofort entfernen und die betroffenen Hautstellen mit lauwarmem Wasser abspülen, dann sofort die nächstgelegene Notaufnahme aufsuchen." Gleichzeitig sollte das Krankenhaus telefonisch benachrichtigt werden, damit sich die Mediziner auf die Ankunft vorbereiten können. Hautstellen sollten auf keinen Fall mit Salben, Cremes, Puder oder anderen Verbänden bedeckt werden, ebenso wie Verätzungen am Auge. "Sofort und wiederholt mit Wasser spülen", betont die Ärztin.

Was tun im Notfall? Vorgehen bei einem möglichen Vergiftungsunfall

  1. Ruhe bewahren!
  2. Bei lebensbedrohlichen Zuständen (Atem- oder Kreislaufstillstand, Bewusstlosigkeit) sofort Rettungsdienst unter Notruf 112 kontaktieren.
  3. Bei Haut- und/oder Augenkontakt umgehend mit Wasser spülen!
  4. Vorhandene Reste aus dem Mund entfernen und schluckweise etwas stilles Wasser oder Tee trinken lassen (– auf keinen Fall Milch – trinken lassen).
  5. Kein Erbrechen auslösen!
  6. Verpackungen der eingenommenen Substanzen mitbringen oder mit Handy abfotografieren
  7. Giftnotruf unter 0361 730730 konsultieren, um Gefährdung einzuschätzen.

Der Giftnotruf benötigt folgende Angaben:

  • WER?                   Alter, Geschlecht, Körpergewicht
  • WOMIT?             Tabletten, Haushaltsprodukte, Chemikalien, Pilze, Drogen etc.
  • WIE VIEL?           Anzahl der Tabletten, Tropfen, andere Mengenangaben
  • WANN?               Zeitpunkt der Einnahme oder Einwirkung, Dauer der Einwirkung
  • WELCHE?            Symptome, Zustand des Betroffenen (Atmung,
                                Kreislauf, Bewusstseinslage)

Quellen: www.kindersicherheit.de / www.ggiz-erfurt.de

Weitere interessante Themen und Informationen sind auf der Internetseite „Für Eltern und Kinder“ unter www.altmark-klinikum.de zu finden.